Prolit Promotionsstudiengang "Literaturwissenschaft"
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Linda Puccioni

Farbensprachen. Chromatik und Synästhesie bei Hugo von Hofmannsthal

Königshausen & Neumann, 2019


Als Voraussetzung visueller Wahrnehmung reizen Farben das menschliche Auge und rufen Gefühle, Assoziationen und Erinnerungen hervor. Ausgehend von Hofmannsthals Farbrezeption gilt das Erkenntnisinteresse meiner Dissertation dem Aufzeigen einer dynamischen Entwicklung des Farbgebrauchs und der Analyse synästhetischer Darstellungen im Laufe seines Schaffens. Dabei wird die These verfolgt, dass Farben sich von einem Instrument der Beschreibung, welches eng mit der Malerei verknüpft ist, hin zu einem eigenständigen Medium emanzipieren. Farbe kann so einerseits als unabhängiges Medium zum Imaginären gedeutet werden, andererseits ist es ihr Potenzial, sprachliches Ausdrucksmittel der Wirklichkeit zu sein. In Anlehnung an Hofmannsthals Sprachkrise wird an dieser Stelle die Kristallisation einer verselbstständigten Farbensprache erforscht und, davon ausgehend, ihre Vermittlungsfunktion, sinnliche Wahrnehmungen und Stimmungen in Sprache zu übersetzen. Dieser Übersetzungsvorgang lässt sich als synästhetische Dimension fassen. Als „Gesamtheit der augenblicklichen Vorstellung“ und „relatives Bewusstsein der Welt“ (Hofmannsthal, Aufzeichnungen aus dem Nachlass 1891) kann Stimmung zudem als Grundlage der Synästhesie gedeutet werden. Das Zusammenspiel von Sprache, Farben, Gerüchen und Tönen erlaubt die weitere These, dass Hofmannsthals Werk eine zunehmende synästhetische Struktur aufweist. Das synästhetische Transponieren von verschiedenen Wahrnehmungen und Empfindungen erschafft phantasievolle Wirklichkeiten, die bei Hofmannsthal eine besondere Aussagekraft erlangen.

 Linda.Puccioni[at]campus.lmu.de