Prolit Promotionsstudiengang "Literaturwissenschaft"
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Marie Schoeß

Gegen-Literatur. Der Status von Fiktion bei J.M. Coetzee

Königshausen & Neumann, 2020


Das Werk von J.M. Coetzee kann aus vielerlei Gründen verstören: wegen der Radikalität seiner Thesen und der Schlichtheit, mit der sie formuliert werden, wegen der Gegenüberstellung ganz verschiedener Positionen, von denen keine als vertrauenswürdig markiert wird. Besonders überrascht Coetzees Radikalität allerdings, wenn er über sein eigenes Fachgebiet, die Literatur, schreibt und ihren Nutzen, ja ihre Daseinsberechtigung in Frage stellt. Diese Zweifel und die sich daraus ergebenden Fragen stehen im Zentrum der Studie: Gegen welche Erwartungen an Literatur und deren Rezeption richtet sich die Kritik, die sich in Coetzees Werk manifestiert? Wie unterscheiden sich seine Texte von denen anderer Zweifler, allen voran Platon, der die Literatur aus seinem Idealstaat verbannte und damit den ›alten Streit‹ zwischen Literatur und Philosophie für die philosophische Schreibweise entschied. Welche erzählerischen Mittel prägen dagegen Coetzees Texte und welche literarischen wie außerliterarischen Bezugspunkte nähren die Zweifel? Zuletzt: Wie gelingt es Coetzee, der eigenen Kritik zu entkommen und weiterzuschreiben?